Wir standen nicht früh morgens auf. Der Montag war zu ereignisreich und so beschlossen wir einwenig auszuschlafen. Nachdem wir um 11 Uhr unsere morgendliche Einkäufe hinter uns hatten, bereitet wir uns auf ein Treffen mit Bolor vor, d.h. schick anziehen, Gel in die Haare (diejenige die noch haben, Haare mein ich, nicht Gel), Schuhe und Zähne putzen, ach ja rasieren nicht vergessen. Schliesslich möchten wir neben Bolor nicht zu krass abfallen. Und los, um 13.00 waren wir vor dem Gebäude des „Mongolian National Song And Dance Academic Ensemble“ verabredet. Ohne obligate mongolische Verspätung von mindestens 15 Minuten kam auch Bolor, wir waren überrascht und gratulierten ihr dazu. Sichtlich nervös und einwenig angespannt erzählte sie uns, dass sie am Abend die Ehre hat ein spezielles Naadam-Konzert des traditionellen mongolischen Orchesters simultan auf Englisch zu moderieren. Sie freute sich darüber sehr und betonte nochmals wie geehrt sie sich fühle. Für uns hat sie deshalb zwei Tickets organisiert, damit sie sich nicht alleine sei. Dies ehrte dann uns.
Bevor wir uns bedanken konnten, fragte sie uns, ob wir ihr dafür einen Gefallen machen können. Natürlich willigten wir ein und sie erzählte uns von ihrem Vorhaben. Nach einiger Zeit und einigen Überlegungen willigte ich ein ihr zu helfen und sie in dieser Sache zu unterstützen. Schliesslich hatte ich noch 6 Stunden Zeit zu üben…
Am Abend liefen wir wieder zum Theater-Gebäude, wie es sich gehört, gut angezogen, munter und mit einem Lächeln im Gesicht. Mr. Enkhbad, der Verantwortliche für das Konzert, begrüsste uns am Eingang und bat uns herein, er überreichte uns die zwei Tickets, bedankte sich und wünschte uns viel Erfolg. Jetzt wurde ich nervös, mit einem Fläschchen Wasser versuchte ich mich zu entspannen. Wir suchten unsere Plätze und los ging das Konzert. Trotz Nervosität waren die ersten Lieder ein Genuss: Das mongolisches Stück „Beautiful Mongolia“ gespielt auf all den verschiedenen traditionellen Instrumenten, von Pferdekopf-Fidel über Grosshorn bis Huuchir (komische klein Resonanzkörber-Fidel) und Yatga (Tischharve? bzw. Zitter), liess einem in die weite Ferne der mongolische Steppe eintauchen. Neben traditionellen mongolischen Stücken spielten sie auch uns bekannte klassische Stücke, so zum Beispiel „Hungarische Tanz No. 6“ von Brahms oder moderne Stücke wie „We are the Champions“ von Queen. Solche bekannte Melodien mit den Tönen dieser alten und traditionellen Instrumente zu hören war fantastisch, ein unbeschreiblicher Klang und ein wunderbares Erlebnis. Bolor sagte nach und nach alle Stücke an, machte das sehr gut. Wir klatschen immer am lautesten.
Dann führte sie kurz in die mongolische Tradition des Kehlhopfsingens ein und bat einen professionellen Musiker auf die Bühne. Mit 2 bis 3 Tönen zur selben Zeit sang er aus seinem Rachen, dazu spielte er auf der Pferdekopf-Fidel. Es war super und meine Nervosität war weg. Sie dankte dem Sänger und fragte, ob es im Publikum einen tapferen Mann gäbe, der sich im Kehlkopfsingen versuchen möchten. Mein Auftritt war gekommen. Da sich niemand meldete, durfte bzw. musste ich mich melden, das war so abgemacht, kein zurück mehr. Also hob ich die Hand, Bolor verwies auf mich, den „tapferen jungen Mann“ der sich „freiwillig“ meldet und bat mich auf die Bühne. Ich glaube die Nervosität verflog, weil ich wusste, dass ich jetzt keine Rückzieher mehr machen darf. Und so ging ich. Sie fragte mich woher ich komme und was ich in der Mongolei so mache. Als ich erwähnte, dass ich Schweizer bin, jubelten ein paar Zuschauer, vielleicht weil sie die Schweiz mögen oder weil sie selber Schweizer waren. Was ich sonst noch gesagt habe, weiss ich nicht mehr. Sie bat mich dann meinen Kehlkopfgesang zum Besten zu geben. Und ich sag euch, das ist so was von schwierig. Mein erster Versuch dauert 2 Sekunden, dann mussten ich und das ganze Publikum lachen. Der zweite Versuch dauert einwenig länger und Nik meinte, dass es eine ganz kurze Zeit fast wie Kehlkopfgesang geklungen hätte. Natürlich war es mehr ein Gurgeln und ein Singen im Rachen, weit entfernt von einem Kehlkopfgesang. Aber es war lustig und für mich irgendwie ein tolles Erlebnis.
Am Ende des Konzerts durften wir auf die Bühne zu den Musikern. Bolor empfang uns mit einem lächeln und wir gratulierten einander. Wir beide glauben, dass niemand bemerkt hat, dass das ganze gestellt war. Von dieser Seite betrachtet ein voller Erfolg. Das Konzert mit meiner kurzen Gurgel-Einlage wurde dann auch noch aufgenommen und später im Fernsehen gezeigt. Uns wurde eine Kopie versprochen und ich freue mich bereits jetzt über mich selber zu lachen.
Eigentlich waren wir schon auf dem Weg nach Hause, dass heisst in die nächste Bar um mit Bolor auf den erfolgreichen und schönen Abend anzustossen. Doch dann rief uns der Direktor des Theaters in sein Büro und wir durften alle in diesem Zusammenhang wichtige Personen treffen. Alle bedankten uns bei uns mehrmals sehr höflich und überreichten uns ein Geschenk, alle CD’s des Orchesters und zwei DVDs der alltäglichen Show für die Touristen, zusätzlich wurden wir für den nächsten Tag in ein weiteres Konzert eingeladen. Das Glas Whiskey Glenfidich, welches er uns einschenkte, konnten wir nur begrenzt geniessen. Es hiess bottom-up und weg wars… auf leeren Magen und nach einen spannenden Abend schoss das Zeugs unglaublich in den Kopf und ich glaube, Bolor, Nik und ich waren auf einen Schlag betrunken. Das Bier in der nächsten Bar gabs dann aber trotzdem noch :)
Eine Gruppe Musikerinnen in ihrer wunderschönen Tracht und den amüsanten Hütchen auf dem Kopf.
Nik, Bolor, Elias nach überstandenem Abend. Und ja, ich hab mir mein Gesicht einwenig verbrannt.
Das gesammte Orchester mit dem zweiten Dirgenten, Bolor, dem Maestro (erster Dirigent), der Kleidernäherin und Mr. Enkhbad (Direktor des Konzerts). Wir durften auch noch auf das Foto, leider ist es auf einer anderen Kamera.
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