Montag 11. Juli: Beginn Naadam

Naadam, DAS Fest auf welches alle gewartet und weshalb wir die nächste Woche auch einwenig Ferien haben. Naadam ist das traditionelle nationale Fest der Mongolen, dabei stehen traditionelle Sportarten wie Shangai, Pfeilbogen schiessen, mongolisches Ringen und Pferderennen im Vordergrund. Natürlich wird auch viel gegessen und entsprechend viel getrunken, unter anderem Airag (vergorene Pferdemilch… mhhh… lecker). Wie bereits schon mal erwähnt ist Naadam nicht wie normalerweise nur drei Tag sondern gleich die ganze Woche. Vielen Mongolen wissen selber nicht genau wieso. Anscheinend gibt es dieses Jahr vier Jubiläen auf einmal zu feiern:
  • 2220 years of Great Hunnu Empire
  • 900 years of great Mongolian Empire (Dshinggis Khan)
  • 90 years of Mongolian Independence
  • 20 years of Mongolian Revolution
Nun denn, Nik und ich haben uns einer Touristengruppe angeschlossen um die Eröffnungszeremonie im nationalen Stadion zu sehen. So standen wir um 8 Uhr auf und fuhren zum Stadion. Zunächst ging es zum Shangai-Wettbewerb. Ich sah sofort, dass wäre mein Sport, da muss man nicht springen. Man kann es fast mit Dart vergleichen, obwohl man es im sitzen spielt (gefällt mir noch besser). Man versucht ein kleines Stück Holz so zu spicken, dass man zwei andere Holzstücke in ca. zwei Meter Entfernung trifft. Die Teamkameraden sitzen am Spielfeldrand entlang und machen komische Geräusche, wie zum Beispiel Ohhhuhhhhooohhh oder Oiiiiiioiiiiiooooiiiiii. Ich hatte eher das Gefühl die Geräusche dienen der Ablenkung des Gegeners…
Die nächste Sportart die wir bewundern konnten war Pfeilschiessen. Dazu muss gesagt werden, dass die Mongolen diesen Wettbewerb sehr ernst nehmen, sind sie schliesslich die Meister-Pfeilbogenschützen schlecht hin. Mit einem Pfeilbogen so hart gespannt, dass ich ihn kaum aufziehen konnte (ja ich weiss, es gibt stärker als ich) wird ein Ziel am Boden (vielleicht 20cm hoch und einen Meter breit) in 40 Meter Entfernung anvisiert. Was man für unmöglich hält, traf ein: Sie treffen praktisch mit jeden Pfeil, zu krass. Auch noch zu erwähnen ist, dass alle Mitstreiter sowohl beim Shangai als auch beim Pfeilbogenschiessen in ihrer traditionellen Tracht auflaufen. Mir gefallen diese Gewänder sehr und sie scheinen sehr bequem zu sein. Vielleicht kauf ich mir noch so eins, als zweiten Morgenmantel quasi.
Bevor wir ins Stadium gingen, trennten wir uns kurz von unserer Gruppe um uns mit Khuushuur zu stärken, man nennt es auch Mongolian-Burger, oder auf Deutsch Hacktätschchen mit viel Fett in Brotteig frittiert. Das ist suuuper… mhhh. Sowieso gibt es hier ein Sprichwort das lautet: Fleisch ohne Fett ist kein Fleisch. Deshalb habe ich mich zumindest auf Kohlenhydratentzug gesetzt. Jaja, sonst werde ich, wie nach meinem Neuseelandaufenthalt, am Flughafen wieder nicht erkannt von meiner Mutter erkannt.
Also ab ins Stadium and lets the show beginn. Es war fantastische neben farbenfrohen Choreografien von Kindern und Erwachsenen war der Einzug der mongolischen Armee wie zu Dshinggis Khan Zeiten ein riesen Highlight. (Hab ich das bereits erwähnt? Dshinggis Khan ist hier immer noch GREAT Dshinggis Khan, die sind so cheiben stolz auf den, unglaublich, der ist überall und immer, der asiatische Che Guevara oder so). Zuerst stürmte ein Heer berittener Soldaten das Feld, mindestens 200 oder sogar mehr, anschliessend die schwere Infanterie mit Rüstung, Schild und Schwert, dann die Mittlere mit Lanze, dann ein nicht allzu kleines Artillerie Attache mit Pfeilbogen, dann die Leichte nur noch mit Schwert bewaffnet und am Schluss noch das Schlachtfutter, die armen Bauern ohne irgendetwas… Insgesamt schätzungsweise 1000. Ich hatte Angst und zitterte. Nein im ernst, irgendwie war es faszinierend diesen ganze Aufmarsch zu sehen. Die ganze Show dauert ca. 1.5 Stunden. Anschliessend begann das Ring-Turnier. Mongolisches Ringen hat grosse Ähnlichkeit mit Schwingen, ausser dass man überall greifen darf. Man darf sogar dem Gegner davon springen, das es keine Abgrenzung gibt… doch muss man sich früher oder später sowieso stellen um eine Chance auf den Sieg zu haben. Berührt man mit dem Ellbogen oder dem Knie den Boden hat man verloren. Es war lustig zu sehen, dass es nicht alleine auf die Masse des Ringers ankam. So beobachteten wir immer wieder wie ein kleiner Ringer gegen einen viel grösseren und vor allem schwereren Ringer gewann. Der Gewinner flog dann wie ein Vogel davon und schwang jeweils seine Arme wie Flügel. Kuuler Style um einen Sieg zu feiern. Der gesamte Wettbewerb dauert angeblich drei Tage, dabei kämpfen 1500 Ringer im K.O.-System gegeneinander. Wer verliert ist draussen, wer gewinnt ist weiter… so einfach kanns sein. So das war der morgen…
Die Fahrt zurück Richtung UB ca. (3 km) dauerte Rund eine Stunde. Stau in Ulaan Baatar ist ein Thema für sich. Zum Glück waren wir im Bus und mussten nicht selber fahren. Als nächstes ging es zum Pferderennen ca. 30 km ausserhalb von UB. Dort angekommen sahen wir das erste Mal die Weiten ausserhalb der Stadt… unbeschreiblich. Natürlich waren Tausende von Leute dort um bei der Finish-Line die Reiter in Empfang zu nehmen, entsprechend viele Jurten waren aufgebaut und entsprechend gross war der Parkplatz. Für dieses Pferderennen kommen die Teilnehmenden aus allen Regionen der Mongolei, für die Pferdezüchter gilt es als prestigeträchtigste Pferderennen. Die Distanz beträgt 30 km und das Rennen dauert rund eine Stunde. Lange sah man nur eine Staubwolke am Horizont, dass heisst ca. 55 Minuten lang. Dann der Zieleinlauf und das Gebrüll der Zuschauer ging los. Die Reiter wurden angefeuert und bejubelt und man spürte die Verbundenheiten und den Stolz der Mongolen auf ihre Pferde. Die nächsten 20 Minuten kam ein Pferd nach dem anderen ins Ziel, mindestens deren 300. Traurig dabei ist nur, dass die Reiter der Pferde Kinder ab 5 Jahren sind und es jedes Jahr Tote und viele Verletzte gibt. Vielleicht wäre es Zeit die Tradition des Pferderennens der heutigen Zeit anzupassen.
Im Verlaufe des Nachmittags bekamen wir ein Telefon von Bolor, unserem Engel hier in Ulaan Baatar. Sie lud uns am Abend zum Naadam-Konzert des „Mongolian National Song and Dance Academic Ensemble“ ein und bat uns um einen Gefallen. Später mehr dazu.
Am Abend wurden wir von Naran unserer Vermieterin zu ihrem Geburtstagsfest eingeladen. Nach heiterem Kennenlernen ihrer Freunde und einigen Bierchen ging es anschliessend in den Klub Metropolis. Tolle Musik, schöne Beine und Tanzen bis um 4 Uhr morgens. Toller Abschluss eines tollen Tages.
 Ein junger Shanghai-Hölzchen-Spicker sehr konzentriert beim Üben.
Eine gemütliche Runde von Shanghai Spieler. Auf 2m Entfernung wird versucht die kleinen Hölzchen im Kasten treffen. Das tiefe Brummen und Anfeuern der Spieler hört man auf dem Foto leider nicht. Wer ganz gute Augen bemerkt, dass das Hölzchen kurz vor dem Aufprall ist, also: ganz gut lugen!
Pfeilbogenschütze, auf dem Bild nicht zu erkennen, er zittert gewaltig.
Das kleine schwarze Ding am Boden ist das Ziel, 40 Meter entfernt.
Die Eröffnungsfeier im Überblick. 
Ein kleiner Auszug des Heeres von Dshinggis Khan, einige Überlebende, alle am hin und her seckeln
Die edlen Ritter: Jede "Fahne" repräsentiert eine Region oder Ethnie, wir wissens auch nicht genau. Ist aber sehr wichtig während Naadam
Mongolische Ringer, Bild geklaut.
 
Pferde-Getummel am Naadam-Fest ausserhalb von UB. Ohne Aufzupassen wäre man leicht von einem Pferd überrannt worden, die Reiter nahmen nur begrenzt Rücksicht auf das ausländische Fussvolk.
 Nomaden Kindern lernen das Reiten vor dem Laufen. Sie waren oftmals viel gemütlicher unterwegs als die alten Hirte.
Mehrere Tausend Zuschauer in freudiger Erwartung der Reiter.
Die Spitzengruppe. Betrachtet man das Bild genau sieht man die Staubwolke am Horizont.
Zieleinlauf einer hinteren Gruppe, vorher war das fotografieren unmöglich.
Ein erschöpftes Reiterkind mit einem starken mongolischen Pferd.
Die Naadam-Open-Horse-Racing-Arena im Überblick.

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