Freitag 19. August: Die Eröffnungszeremonien und dann rief die Polizei

Um 8.00 Uhr gings los. Die letzte Dusche für wahrscheinlich die nächsten 10-15 Tage. Ich genoss sie und habe wohl den gesammten Warmwasservorat des Jurten Camps aufgebraucht. Danach gabs Frühstück und wir gingen mit Bussen ins nahegeliegende Forschungsstation. Dort war bereits alles aufgebaut und schön zurecht gemacht. Bevor die Zeremonie begann, erzählte mir Tsogtoo, dass sie am Vortrag einen Autounfall mit einem anderen Auto hatten, weil der andere Fahrer betrunken war. Er fragte mich, ob ich sie zur Polizei begleiten wolle. Da es sich um mein Team handelte und wir zu dritt mehr Spass hätten, begleitete ich sie. Schliesslich dauere es lediglich 2-3 Stunden und wir wären zur Besichtung des Zentrums am Nachmittag wieder zurück, so dachte ich. Am Morgen waren sowieso nur viele Ansprachen und Reden auf mongolisch und es war cheiben heiss dazu. Und ehrlich gesagt sind solche Reden ja oft einwenig öde und langweilig. Nun, wie ihr bereits ahnt, es kam total anderst als geplant. Eigentlich sollte ichs mittlerweile wissen, dass man in der Mongolei nicht zu viel planen sollte weil es sowieso immer anders kommt...


Da meine Kamera in Elsentasarkai blieb, kann ich euch trotzdem einige Bilder der Eröffnungszeremonie liefern. Es war nämlich ziemlich härzig, irgendwie.
Das Eingangstor zum Desertification Study Center in Elsentasarkai
Die Bühne für die Eröffnungsreden. Ich mag die vielen bunten Ballone.
Ausschank von frischem Aireg. Das darf natürlich nicht fehlen. Die wirklich wichtigen hatten diese grünen Dinger und sassen unter einem Zelt: v.l.n.r. Ex-Botschafter in Deutschland, Vertreter der UNDP, Mr. Tsogtbaatar Chef des Geoökologischen Institut eine eine andere wichtige Person.
Durchtrennen des Eröffnungsbandes, hübsch, nicht?

Also nun hier die Polzei-Geschichte:
Wiedereinmal fuhren also los. Geplante Fahrzeit ins nächste Aimag Zenter Kharhourum ca. 1 1/2 Stunden. Genug Zeit um mir die Geschichte des Unfalls genau erläutern zu lassen. Da fuhr mein Team einen Tag zuvor nichts ahnend hinter einem anderen Auto. Sie machten zuvor noch Witze, dass der Fahrer entsprechend seinem Fahrstil wohl betrunken sei. Als sie ihnen dann überholen wollten, machte dieser einen Schwenker und bums, zuerst hinten in die Seite und dann nochmals direkt hintenrein. Sie stoppten ihn und tatsächlich, er sei sturzhagelvoll gewesen und konnte kaum stehen. Sie tauschten ihre Nummern und notierten sein Kennzeichen. Nun war es unsere Aufgabe die Polizei davon in Kenntniss setzen und wie sich später herausstellte auch gleich das Bargeld für den Schaden von seiner Frau zu erhalten. Und so, wie gesagt, fuhren wir nach Kharhourum. Ohne Probleme kamen wir an und gingen sogleich zur Polizei. Dort sass die wohl ganze Belegschaft draussen und lachten und rauchten und erzählten sich Geschichten. Als wir ankamen schien es mir, als wären wir sehr böse angeschaut worden, weil sie jetzt arbeiten mussten. So ging auch alles sehr sehr langsam und gemächlich. Zunächst erläuterte Jarha den Unfall einem Unteroffizier. Dieser verschwand dann für ca. 30 Minuten und kam mit der Erlaubnis den Offizier zu sehen zurück. In der Zwischenzeit setzen wir uns auf die Treppe vor der Polizei-Stationen warteten und rauchten. Jarha und Tsogtoo gingen anschliessend ca. 3 mal rein und raus und konnten den Polizei-Offizier offenbar nicht treffen. Also gingen wie zurück zum Auto. Um die Schadensumme abschätzen zu können, machte Tsogtoo Bilder der beschädigten Teil. Diese wollten wir nach Ulaan Baatar senden um den Schaden schätzen zu lassen. Leider gabs irgendwie gerade kein Internet in diesem Aimag-Zenter und so suchten und suchten wir. Nach einer weiteren Stunde rumlaufen, fanden wir dann endlich einen Mobilfunk-Shop mit funktionierender Internetverbingung: 8kb/s oder so... unsere Bilder, (direkt von der Kamera und nicht komprimiert) würden also eine Ewigkeits dauern gesendet zu werden. Wie liessen die Sache laufen und gingen zurück zur Polizei-Station. Die Frau des Unfallverursachers war nun auch dort und sah irgendwie sehr besorgt aus. Also nochmals: Unfallhergang erklären, Schaden zeigen und weitere Diskussionen. Mittlerweile war es 16.00 und ich wusste das es noch sehr lange dauern würde. Doch dann traf die Schätzung des Schadens ein: 500'000 (rund 500$). Und so ging die Frau direkt zur Bank und holte das Geld in Bar. In der Zwischenzeit kam der Polizei-Offizier, seines Zeichen gross, stark und angeblich Boxer. Jaja, so sah der wirklich aus. Ich getraute mich nicht einmal ein Foto zu machen. Der schaute wirklich böse drein und so musste ich ihm versprechen, dass nie eine mongolische Frau berühren werde. Zu Befehl! Nach kurzen 5 Minuten der Schadensanalyse, in denen er mich immer wieder komisch und böse anschaute (der hatte wohl etwas gegen Nicht-Mongolen). Irgendwie musste ich mein lachen immer wieder unterdrücken, es war einfach zu viel des Böse-Anschauens. Dann stieg er ins Auto. Sofort nahm er all unsere Geräte mal in seine Hände und drückte wahllos auf alle Knöpfe im Auto. Jaja, mach du nur, du böser du, dachte ich. Dann wieder ein paar böse Blick und weiteres rumfingern an allen Knöpfen. Der hatte wohl keine Mutter die ihm sagte: "Nume mit de Ouge luege". Dann nahm er Jarha Autorasiere und begann sich frisch fröhlich zu rasieren. Meinen 3-Tagebart fand er auch total daneben. Er wolle am liebsten meine Gesichtshaar waxen, übersetzte mir Tsogtoo. Ich entgegnete ihm, dass wir doch gar keine Zeit haben. Und so fuhren wir los. Richtung Spital, wie es sich später herausstellte. Alle beteiligten gingen hinein. Ich, da ich nicht wusste was abgeht, blieb im Auto. Schliesslich muss auch jemand das Auto bewachen und darin bin ich gut. Also legte ich mich hin und wartete, schon wieder. Als sie zurück kamen erfuhr ich weshalb wir zum Spital gefahren sind. Angeblich hat der böse böse Polizei Offizier den Unfallverursacher am Vorabend noch zusammen- bzw. spitalreifgeschlagen, weshalb blieb uns ein Rätsel... Naja, zum Glück habe ich ihn nicht ausgelacht und konnte es unterdrücken.
Zurück in der Polizei-Station bekamen wir von der Frau das Geld in bar und machten uns zurück auf den Weg nach Elsentasarkai. Vielleicht reichte es ja noch zum Abendessen. Bei einer Kreuzung, es gibt nicht allzuviele, fuhr Jarha dann geradeaus anstatt links abzubiegen und ich fragte nach wieso. Die Antwort war: Ach, wir gehen nicht zurück nach Elsentasarkai, wir müssen Kilometer sparen. Ich hatte weder mein Gepäck, noch mein GPS, noch meine Kamera dabei... Es erschin mir sehr riskant... Doch Tsogtoo beruihgte mich und erklärte dass wir jemanden in einem anderen Soum Center treffen werden der bereits all mein Gepäck in sein Auto geladen hat. Ohne Schlafsack würde es bestimmt eine sehr kalte Nacht. Doch Tsogtoo und Jarha bereitet mir eine wunderbare Schlafgelegenheit zwischen ihnen zwei als Bumper vor und so schlief ich wunderbar und in warmer Umgebung. So geht das!


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