Samstag 9. Juli: Hauptprobe Naadam Konzert

Endlich hatten wir die Möglichkeit einwenig auszuschlafen und uns von der Reise bzw. dem Jetlag zu erholen. Wir standen erst etwa um 11 Uhr auf, waren wir waren gut erholt und konnten so die Reisestrapazen hinter uns lassen. Am Nachmittag sind wir einwenig durch UB geirrt, obwohl wir uns bereits gut auskennen entdecken wir jeden Tag wieder neue Abkürzungen und manchmal ist da auch plötzlich wieder ein frisch geteert Strasse. Es wird sowieso praktisch überall gebaut, meistens jedoch sind es chinesische Wanderarbeiter die Hochhäuser in die Höhe ziehen. In drei Schichten arbeiten sie 24 Stunden lang und von Tag zu Tag sieht man wie sie vorwärts kommen. Ein Mongole hat uns erzählt, dass die Chinese viel schneller arbeiten. Chinesen würden pro Tag 100 km Strasse bauen, Mongolen höchstens einen. Sie sind sehr relaxt und haben meistens keinen Stress, mir gefällt diese Lebensweise. Natürlich wird reagiert wenn ein Problem auftritt, aber ganz ruhig, gelassen und mit der nötigen Kreativität. Traditionellerweise unterstützen sich die Leute in allen Belangen, jeder hilft jedem und  man fühlt sich daher nie alleine.
Am späteren Abend wurden wir von Bolor kurzfristig zur Hauptprobe des modernen nationalen Orchester und Ballet eingeladen. Zu Beginn von Naadam haben sie eine grosse Show. Es war wirklich lustig den chaotischen Mongolen zu schauen. Es sollte um 17 Uhr beginnen. Leider war jedoch etwa die Hälfte der Künstler noch im Stau und noch nicht da. Also wurde das ganze um eine halbe Stunden verschoben. Und dann fing es an, jedes Stück wurde mehrmals unterbrochen und die Direktoren waren mit den Musikern überhaupt nicht zu frieden. Bolor hat uns dann übersetzt, dass er die Musiker gewarnt hat nicht betrunken an die Probe zu kommen. Im Hintergrund versuchte ca. 10 Bühnenarbeiter zwei Naadam-Bilder aufzuhängen, sie versuchten es auf verschiedene Art und Weisen, es wollte aber nicht klappen. Nach etwa einer halben Stunde haben sie es dann aufgegeben, ich glaube sie habens auf den nächsten Tag verschoben. Wir mussten uns immer wieder einwenig zurückhalten mit lachen, auch Bolor. Dann kam der grosse Auftritt des Ballets. Entweder waren sie überhaupt nicht motiviert oder auch betrunken. Sogar ich hätte mit meinen Ballet-Künsten auf die Bühne gepasst. Der Direktor vor uns hat nur den Kopf geschüttelt und die Hände verworfen. Am Ende sagt er nur „Das war schrecklich“. Zu kommunistischen Zeiten sei er der beste Ballet-Tänzer des Landes gewesen, erklärte uns Bolor. Irgendwie konnten wir einwenig mit ihm fühlen. Obwohl die Hauptprobe eine kleine Katastrophe war, sei die Show am nächsten Tag wunderbar gewesen und alles hätte einwandfrei geklappt. So läuft es halt in der Mongolei, wenns dann wirklich sein muss, geben sich alle grosse Mühe.
Danach haben wir Bolor noch zum Essen eingeladen. Zunächst hatten wir ein Glas Milk-Tea. Milk-Tea ist georigscher Grün-Tee mit viel Milch, einer Prise Salz und Fett. Aber überraschenderweise sehr sehr gut, ich glaube das liegt am Fett. Das Hauptmenu war dann eine mongolische Spezialität, deren Namen ich mir nicht merken konnte… Ich glaube Nik hat bereits über die mongolischen Namen und überhaupt über die mongolische Sprache informiert, ich hab keine Chance irgendwas auszusprechen oder an irgendwelche Namen zu erinnern. Natürlich versuchen wirs immer wieder aufs Neue. Das Essen kam und duftete wunderbar. Auf einer gewölbten Platte waren Gemüse (wenig), Nudeln (ein wenig mehr), Fleisch (viel) und Schafs-Schwanz-Fett (auch viel) serviert. Es schmeckte genial, ist aber wahrscheinlich nur bedingt vorteilhaft für die Linie. Ich hab dann am nächsten Tag auf das Morgenessen verzichtet. Ach ja, sogar Wein hatten wir… den Hauswein des Restaurants… leider er war er etwa 20° warm.
Wir verabschiedeten uns von Bolor und hüpften nach Hause. Es hat nämlich geregnet. In der ariden bzw. semi-ariden Mongolei ist man über jeden Regentropfen froh und so stört es auch niemanden wenn die ganze Stadt kurzzeitig unter Wasser steht. Und sie steht dann wirklich unter Wasser, man hüpft dann von Stein zu Stein, von Trottoirrand zu Trottoirrand und man versucht, wenn möglich, nicht in eine der unzähligen grossen „Glunggen“ reinzugumpen. Mit eingeschränkter Sicht in der Nacht wird dieses Spiel umso spannender. Ich bin bisher noch immer mit durchnässten Schuhen nach Hause gekommen, aber zumindest hatten wir Spass.

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