Samstag 6. August: Herrliches Erwachen am Ugii Nuur

Diese Bild wurde mir beim Aufstehen geboten. Morgens um 5.30 kurz vor dem Aufgang der Sonne. Einfach wunderbar und so blieb ich mal rund eine halbe Stunden sitzen. Enkhbaatar mein Fahrer schlief ja noch. Und dann kam der Guesthouse besitzer und versuchte mir klar zu machen, dass nun einen Fisch für mich fangen wird. Als er dann im Boot war hab ich endlich verstanden, was er mit sagen wollte. Nachdem ich mein Bett gemacht habe...
... war er bereits wieder zurück und zeigte er mir voller Stolz einen rund 50cm langer Fisch, frisch gefangen und noch voller Leben. Naja, da darf man nicht mehr nein sagen und so gab es einen halben fritierten Fisch zum Morgenessen. Mhhh... super!
Gestärkt gings dann früh morgens los. Buckelpiste fahren, Schlaglöcher bzw -gruben ausweichen und wieder Gas geben, runterbremsen, ausweichen, Buckelpiste fahren, bremsen, Gas geben. Dazwischen fuhren wir ab uns zu Weg von der Strasse damit ich meine Messungen machen konnte. Dazu musste ich nur in eine Richtung zeigen und "Mör harre" (oder so ähnlich) sagen. Das heisst so viel wie "Pferde sehen" bzw. "ich muss mal nach meinem Pferd schauen". Natürlich ist damit Pinkeln gemeint und so machte ich seelenruhig meine Messungen und Fotos während Enkhbaatar seinem Rösschen frische Luft gönnte. Fertig, abtropfen und weiter gehts. Gegen Mittag, so um 11.00 kamen wir dann zu einem Fluss... meine erste mongolische Flussüberquerung. Zuerst konnten wir aber noch einem steckengebliebenen kleinen Bus helfen. Nach genauerer Betrachtung entdeckte ich ein Pferd hinten drauf. Also stieg ich aus unserem Auto und gesellt mich zu den Schaulustigen, da ich irgendwie nicht helfen durfte, zu gefährlich erklärte mir der Fahrer. Irgendwie kamen mir alle einwenig komisch vor und als mir dann der ältere Mann am Boden zu rief und mir ein Glas Vodka anbot, merkte ich auch weshalb. Die waren alle sturzhagel voll. Seit letzter Nacht stecken sie hier im Fluss fest. Und wenn man nicht weiter weiss bzw. nicht weiter kommt, ist es ja klar, dass man sich hinsetzt, Vodka trinkt und auf Hilfe wartet. Irgendwie ja noch sympatisch, diese Gelassenheit. Es gilt als sehr unhöflich den von einem älteren Mann angebotene Vodka abzulehnen und so trank ich und trank ich... Er erzählt mir dann (dank den Übersetzungen anderer Beteiligten auch für mich verständlich), dass er gerade an einem Naadam-Fest (ja, die dauern auf dem Land den ganzen Sommer lang) mit seinem Pferd (dasjenigen hinten auf dem Bus) das Rennen und somit 5 Millionen Tugrug gewonnen hat. Und dann begann er mich auf die Wange zu küssen und zu umarmen und zu tanzen und zu küssen. Natürlich einwenig komisch, aber mir wars egal, der Vodka hat seinen Beitrag geleistet und so feierten wir morgens um 11.00 Uhr seinen Sieg. Enkhbaatar zog mittlerweile den Bus mit seiner Seilwinde aus dem Fluss und kam ab und zu vorbei um auch einwenig am Vodka zu schlürfen. Schliesslich gibt es Kraft versuchte er mir zu erklären. Schweren Herzens und voller Energie verabschiedeten wir uns. Enkhbaatar hat mir anschliessend gesagt ich hätte auf meiner ganzen Reise noch nie so viel gequatscht und gesungen... Vodka verleiht halt manchmal auch ohne Red Bull Flügel
Bus mit Pferd steckengeblieben im Fluss
Geehrter Pferdzüchter bzw. -trainer in spezieller Verfassung, stehen war bedeutend schwieriger als sitzen.
Ich mit Hut und einem Glas Wasser
... und schon wurde es fröhlicher und man feierte einfachkeitshalber im sitzen
Happy End, obwohl mir das Helfen untersagt wurde und ich zum Wassertrinken abkommandiert wurde.

Wie bereits erwähnt: Gestärkt ging es weiter. So fleissig wie an diesem Nachmittag war ich bisher noch nie. Das mit der Energie aus dem Vodka musste also stimmen :) Wir machten viele Messungen, jagten mit dem Auto Schafe und fuhren viel zügiger als sonst über die Buckelpiste.
Schafe auf der "Strasse" jagen, hupen und fahren, ein Volkssport so wie es scheint

Dann plötzlich am Abend begann es zu regnen und wie. Kaum einen Meter Sicht und rutschige Fahrbahn, das war sehr lustig. Enkhbaatar fand es auch, schliesslich durfte er fahren bzw. rutschen. Sogar einen Oneeighty hat er hingelegt, leider hat es für 360° nicht gereicht. Nun weiss ich auch weshalb es jeweils mehrer Fahrbahnen gibt (auch ein Zeichen von Degradierung). Hat sich mal eine Fahrbahn etabliert, so wird sie bei regen einfach in eine Grube verwandelt. Das hinunterfliessende Wasser erodiert sich ohne weiteres in den Boden und schwemmt diesen ab. Die Fahrbahn ist dann nicht mehr zu befahren und es wird eine Spur erstellt. Ein Teufelskreis. Mit mehreren Fahrspuren mein ich nicht nur zwei, drei... nein, 10 bis 20, zum Teil sogar wurde sogar die ganzen Ebene als Strasse benutzt. Der Ausbau des Strassennetzes ist daher wichtig um diese Art der Degradierung einzudämmen.
Nach einer Fahrt von rund 14 Stunden kamen wir dann Abends um 22.00 am Khuvsgul Nuur an und konnten unsere Luxusjurte beziehen. Da wir die letzten Ankömmlinge waren durften wir alle eine eigene Jurte beziehen und genossen diesen Luxus. Ach ja, sogar eine Dusche mit warmen Wasser gabs!
Erosion und Oberflächenabfluss in Action
spontane Überschwemmung im Tal





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